Maria Tepahs
Während der Kämpfe in Bienen fand Maria Tepahs gemeinsam mit anderen Einwohnern des Dorfes Zuflucht im Keller ihres Elternhauses. Dort sah sie, wie deutsche Soldaten verwundet und getötet wurden.
Ergeben wollten sich die Fallschirmjäger nicht, sie wollten sich höchstens nach hinten absetzen. Irgendwann am Sonntag hieß es dann plötzlich für die Soldaten: „Raus! “ Sie hatten sich bei uns im Keller beraten und wollten abziehen. Sie stiegen die Treppe hoch und sammelten sich im großen Flur der Gaststätte Aryus. In dem Moment kam ein feindlicher Panzer auf dem Kirchplatz um die Ecke und schoss direkt auf die Tür des Raumes, in dem die Soldaten standen, die bei uns Zuflucht gesucht hatten. Die Granate explodierte im Hausflur. Es gab Tote und Verwundete. Auch Heinz Otto, ein Soldat, der bei unseren Nachbarn einquartiert war und den wir gut kannten, kam oben im Flur ums Leben. Er hatte uns schon vorher gesagt, dass er seinen Tod vorausahne und uns seine Adresse gegeben, damit wir seine Eltern benachrichtigen könnten. Ein anderer Soldat, Mößthaler, stürzte nach der Explosion schwer verletzt die Kellertreppe hinunter. Wir versuchten, seine vielen, schrecklich blutenden Verletzungen mit zerrissenen Bettlaken zu verbinden, während er nach seiner Mutter schrie. Aber er war nicht mehr zu retten und verblutete vor unseren Augen. Zwei weitere Verletzte lagen außerdem noch bei uns im Keller auf einer Pritsche. Im Nebenkeller, auf der anderen Seite des Flures, lagen auch verletzte Soldaten. Einer von ihnen, dem ein Bein zerfetzt oder abgerissen worden war, schrie ganz fürchterlich. Meine Schwester Hilde robbte mit einer anderen Frau durch den Flur in den anderen Keller, versorgte die Verwundeten dort und stillte deren Durst mit Wasser und dem Saft von eingemachtem Obst.
(veröffentlicht in: Josef Becker, Bienen 1939-1945. Erinnerungen, Erlebnisse, Berichte, Bienen 1999)