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Krieg am Niederrhein

Die Ereignisse im Raum Wesel 1944/45

Klara Kempkes

Die Hamminkelnerin Klara Kempkes (geb. Brömmling) erinnert sich an den Tag der Luftlandung. Mit anderen Dorfbewohnern musste sie auf Anweisung der britischen Soldaten einige Tage lang in der katholischen Kirche in Hamminkeln ausharren und erleben, wie Zivilisten verwundet wurden, als deutsche Artillerie das Dorf beschoß.

In Hamminkeln stehen die Zivilisten nach der Luftlandung
unter Bewachung durch britische Soldaten. 

Wir saßen mit sieben Kindern, Vater und Mutter hinterm Haus in einem selbstgebauten Bunker und fühlten uns da sicher. Trotzdem hatten wir alle große Angst. Ein deutscher Soldat war auch noch in unserem Bunker. Als dann die englischen Truppen mit ihren Lastenseglern und Fallschirmen gelandet waren, hat Vater ein weißes Taschentuch an einen Stock gebunden und sich ergeben. Den deutschen Soldaten nahmen die Engländer mit und wir mussten alle auf die Diele und waren gespannt, was wohl geschehen würde. Die englischen Soldaten besetzten unsere Wohnung und nach ein paar Stunden kam ein Befehl, dass wir um sieben Uhr abgeholt und zur katholischen Kirche gebracht werden. Wir durften noch ins Haus, Decken, Kissen und ein paar Sachen holen. Um sieben Uhr wurden wir dann von bewaffneten englischen Soldaten abgeholt. Sie  brachten alle Familien aus der Roßmühlenstraße in die katholische Kirche. Alte Leute, junge Leute und Kinder, es waren auch viele Evakuierte aus Wesel dabei, die bei den Familien wohnten, insgesamt waren in der Kirche so zirka 98 Personen . Die Soldaten waren sehr nett und freundlich zu uns und sorgten auch fürs leibliche Wohl. Es gab Brot, Butter, Wurst und Milch. Ich wurde beauftragt, mit der Nachbarin Christine Zerene im Pfarrheim Brote zu schmieren, während Mutter Kaffee kochte. Die Brote wurden dann in Körben zur Kirche gebracht und verteilt. Draußen wurde in den nächsten Tagen viel geschossen, auch auf unsere Kirche, weil oben im Kirchturm ein englischer Beobachter saß. Ein älterer Mann wurde, als er an der Seitentür herausging, angeschossen und am Bein verletzt. Alle hatten große Angst und es wurde sehr viel gebetet. Die englischen Soldaten kamen oft in die Kirche und sahen nach dem rechten. Ich musste dann noch mit zwei Soldaten in den Geschäften van Nahmen und Köster nachschauen, ob dort noch was zu essen war, aber wir fanden nicht viel, nur etwas Wurst, Reis und Zucker. Aber die englischen Soldaten sorgten dafür, dass immer etwas zu essen da war.

Aufgezeichnet 1994 für das Buch „Krieg vor der eigenen Haustür“.

Vor der Brauerei Kloppert sammeln sich Hamminkelner Zivilisten,
während gefangene deutsche Soldaten eine Verwundeten abtransportieren.