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Krieg am Niederrhein

Die Ereignisse im Raum Wesel 1944/45

Zeitzeugenberichte

Mathilde Ostendorp

Am 10.03.1945 zogen sich die letzten deutschen Truppen auf das rechte Rheinufer zurück. Damit gingen 31 Tage Kampf am unteren linken Niederrhein, mit großen Verlusten an Menschen und Material auf beiden Seiten, mit der Zerstörung alter Städte und Gemeinden mit ihren z.T. aus dem Mittelalter stammenden Bauten und der Landschaft, zu Ende. Bereits Ende Februar wurde in Bedburg, für die Internierung der Zivilbevölkerung, ein Lager eingerichtet. Die Alliierten wollten damit verhindern, dass die Einwohner die Truppenbewegungen und Vorbereitungen für weitere Kampfhandlungen der „Besatzer“ beobachten und evtl. deutschen Stoßtrupps mitteilen konnten.

Magda Dresen

In Flüren erlebte die damals 8jährige Magda Dresen, wie deutsche Soldaten in ihrem Elternhaus einquartiert wurden und wie amerikanische Fallschirmjäger am 24. März 1945 den Ort eroberten. Sie schildert ihre erste Begegnung mit den Amerikanern.

Godfrey Yardley

Der damals 20jährige diente als Lance-Corporal (Hauptgefreiter) im 2. Bataillon der Oxfordshire und Buckinghamshire Light Infantry. Diese etwa 800 Mann starke Einheit sollte als Teil der britischen 6. Luftlandedivision am 24. März 1945 im Bereich an der Issel nördlich des Hamminkelner Bahnhofs in 66 Lastenseglern landen. In jedem britischen Lastensegler vom Typ „Horsa“ konnten 25 Soldaten transportiert werden - das entsprach einem „Platoon“ (Zug). Yardleys Maschine flog an der Spitze des Verbands und erreichte als eine der ersten das Zielgebiet. Sein Bataillon erlitt bei der Luftlandung schwere Verluste - 104 Männer dieser Einheit starben. An der Güterstraße am Hamminkelner Bahnhof erinnert heute ein Gedenkstein an die Opfer.

Ernest John Rooke-Matthews

Als einfacher Soldat diente Rooke-Matthews (1924-2009) im 9. Fallschirmjägerbataillon der britischen 6. Luftlandedivision. Er war einer von etwa 1800 Fallschirmjägern, die am 24. März 1945 zwischen Bergerfurth und Mehrhoog absprangen.

Klara Kempkes

Die Hamminkelnerin Klara Kempkes (geb. Brömmling) erinnert sich an den Tag der Luftlandung. Mit anderen Dorfbewohnern musste sie auf Anweisung der britischen Soldaten einige Tage lang in der katholischen Kirche in Hamminkeln ausharren und erleben, wie Zivilisten verwundet wurden, als deutsche Artillerie das Dorf beschoß.

Josef Becker

Als 15jähriger erlebte Josef Becker ab dem 24. März 1945 die schweren Kämpfe in Bienen. Im überfüllten Keller seines Elternhauses suchten er und viele Nachbarn Schutz vor dem Beschuss. Nach dem Ende der Kämpfe war sein Heimatort zerstört.

Maria Tepahs

Während der Kämpfe in Bienen fand Maria Tepahs gemeinsam mit anderen Einwohnern des Dorfes Zuflucht im Keller ihres Elternhauses. Dort sah sie, wie deutsche Soldaten verwundet und getötet wurden.

Hans Heßmer

Als Feldwebel in der deutschen 6. Fallschirmjägerdivision sollte Hans Heßmer mit seiner Panzerjägerabteilung das Dorf Bienen verteidigen. Am 25. März 1945 wurde er verwundet und geriet in Gefangenschaft.

Willi Schlaghecken

Im Alter von acht Jahren erlebte Willi Schlaghecken, wie sein Elternhaus in Bienen mehrmals von Granaten getroffen wurde. Seine Mutter, sein Großvater und einer seiner Brüder wurden schwer verletzt.

David Dickson

Als Major und Kompaniechef diente der damals 24jährige David Dickson 1945 in der kanadischen Armee. Beim Angriff seiner Einheit auf das Dorf Bienen traf ihn am 25. März 1945 eine Kugel und er entging nur knapp dem Tod.

John Harold Jenkins,

Der britische Staff Sergeant (Feldwebel) diente als Lastenseglerpilot im Glider Pilot Regiment und landete bei Hamminkeln. Er und einige seiner Kameraden bekamen den Befehl, die deutschen Zivilisten in der evangelischen Kirche zu sammeln und zu bewachen.

Oskar Treutlein

Der gebürtige Büdericher erlebte im Alter von zehn Jahren die Luftlandung bei Hamminkeln. Mit seiner Mutter hatte Oskar Treutlein zunächst bei Verwandten in Wesel gewohnt. Nach der Zerstörung Wesels im Februar 1945 waren sie alle auf einem Bauernhof bei Hamminkeln untergekommen. Als britische Soldaten das Dorf am 24. März 1945 erobert hatten, wurden sie und andere Zivilisten in der evangelischen Kirche festgesetzt. Dort erlebten sie dramatische Stunden, es gab durch deutschen Beschuss mehrere Tote und Verletzte.

John G. Kormann

Als amerikanischer Soldat diente John G. Kormann in der 517. Luftlande-Fernmeldekompanie der 17. US-Luftlandedivision. Er beschreibt, was ihn am Tag vor der Operation Varsity bewegte und wie er am Tag der Landung bei Hamminkeln am 24. März 1945 eine lebensrettende Entscheidung traf.

Arnold L. Holt

Als Oberleutnant der US-Luftwaffe war er Co-Pilot eines Waco-Lastenseglers und landete auf der Landezone „N“ bei Hamminkeln. Arnold L. Holt sah, wie seine Kameraden getötet wurden, dann traf auch ihn ein Geschoß. Eine deutsche Familie half ihm zunächst, dann fanden ihn amerikanische Sanitäter und brachten ihn in ein Feldhospital.

Reinhold Peters

Der damals Zehnjährige erlebte den amerikanischen Vormarsch im Raum Hünxe. Vor seinem Elternhaus am Bergschlagweg wurde er Augenzeuge eines Streites unter deutschen Soldaten, der tödlich endete. Die Situation wurde damals von einem amerikanischen Armee-Fotografen festgehalten. In einer Audio-Aufnahme von 2006 erzählt Reinhold Peters, was geschah, bevor der Fotograf das Bild machte. Reinhold Peters verstarb 2014, er war lange Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister von Hünxe tätig.

John A. Clancy

Dieser Bericht wurde 1945 verfasst und dem Kriegstagebuch des 1. Kanadischen Fallschirmjägerbatallions beigefügt. Hauptmann John A. Clancy diente in dieser Einheit und geriet am 24. März 1945 in deutsche Kriegsgefangenschaft, nachdem er vermutlich bei Loikum, weitab von der Absprungzone bei Bergerfurth, am Fallschirm gelandet war. Er beschreibt seine Erlebnisse als Gefangener, darunter einen Marsch von mehreren tausend Gefangenen, die von der vorrückenden Front nach Norden Richtung Lüneburg verlegt werden sollten. Sein Bericht zeigt, mit welchen Schwierigkeiten alliierte Kriegsgefangene konfrontiert waren, wie die Lage in Deutschland 1945 war und welche Haltung die Deutschen gegenüber Gefangenen an den Tag legten. Am 15. April floh Clancy mit zwei Kameraden und schlug sich bis zum 18. März zu den britischen Linien durch.

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