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Krieg am Niederrhein

Die Ereignisse im Raum Wesel 1944/45

Robert Capa und der 24. März 1945: Eine Fotoreportage vom Kampfgebiet bei Hamminkeln

Zusammengestellt und kommentiert von Alexander Berkel und Ortwin Nißing

Erstmalig sind in der folgenden "Fotoreportage" alle uns zugänglichen Bilder zu sehen, die der bekannte Fotograf Robert Capa am 24. März 1945 machte. Wir haben den Versuch unternommen, die Aufnahmen, die vor dem Abflug und nach der Landung bei Hamminkeln entstanden, in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.

Robert Capa (l.), mit einem US-Soldaten und Ernest Hemingway – Capa und Hemingway waren
prominente Kriegsberichterstatter während des Zweiten Weltkriegs.

Robert Capa (1913-1954) war ein Journalist und Fotograf ungarisch-jüdischer Herkunft, der mit Geburtsnamen Erno Endre Friedmann hieß. Anfang der 30er Jahre studierte er in Berlin Journalismus, Fotos machte er in dieser Zeit vor allem, um Geld zu verdienen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ließ er sich in Paris nieder. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde er bekannt, weil er fotografisch über den spanischen Bürgerkrieg und über den japanisch-chinesischen Krieg berichtete. Aus diesem Grund wurde er vor allem als Kriegsreporter wahrgenommen. 1939 siedelte er in die USA über. Im Zweiten Weltkrieg fotografierte er an vielen Fronten und landete am 6. Juni 1944 mit alliierten Truppen in der Normandie. Ähnlich riskant war sein Einsatz am 24. März 1945, als er bei Hamminkeln mit den Soldaten des amerikanischen 513. Fallschirmjägerregiments absprang.

An diesem Tag machte er im Raum Hamminkeln zahlreiche Fotos und dokumentierte, was er während der "Operation Varsity" erlebte und sah. Viele dieser Bilder entstanden im Gebiet der Gemarkungen Bislicher Wald und Mühlenrott, also auf den Feldern, Weiden und Höfen zwischen der Bahnlinie Wesel-Emmerich und dem westlichen Ortsrand von Hamminkeln, später am Tag fotografierte er auch im südlich davon gelegenen Heiderott.

Robert Capa verbrachte die Nacht im rechtsrheinischen Kampfgebiet, kehrte am 25. März auf die linke Rheinseite zurück, um sich dann auf den Weg nach Paris zu machen. Eine Bildstrecke über die Luftlandung bei Hamminkeln wurde am 9. April 1945 in der US-Zeitschrift "Life" abgedruckt. Die Ausgabe mit der Bildstrecke ab Seite 27 finden Sie auf unserer Seite "Publikationen 1945".

Nach dem Krieg war Robert Capa der Mitbegründer der Fotoagentur Magnum.

Er starb 1954, als er französische Truppen im Indochina-Krieg bei einem Kampfeinsatz begleitete und auf eine Mine trat - bei der Explosion wurde er tödlich verletzt.

Robert Capa fotografierte in ruhigeren und berechenbaren Situationen mit einer Rolleiflex Kamera.
Vor dem Einsatz am Rhein ließen sich viele Fallschirmjäger eine „Mohawk“-Frisur schneiden – der Kampfgeist dieses Irokesen-Stammes galt ihnen als Vorbild.
Einsatzbesprechung von Fallschirmjägern am Tag vor der Operation Varsity.
Im Durchgangslager in Frankreich - am Tag vor dem Einsatz.
Der Soldat James Conboy Jr. kurz vor dem Start am 24. März 1945 – wenige Stunden später erlitt er eine Verwundung am Bein, das später amputiert werden musste.
Soldaten des 513. Fallschirmjägerregiments in einer Transportmaschine vom Typ C-46.
Auf dem Flug zum Rhein.
Das X markiert ungefähr die Stelle, an der Robert Capa am 24. März 1945 landete. Die Kreise zeigen die Gebiete, in denen er fotografierte.
In Gefechtssituationen nutzte Capa solche Zeiss Contax II Kameras – zwei davon trug er im Einsatz bei sich, dazu die größere Rolleiflex.
Capa hält den Moment der Landung bei Hamminkeln fest.
Die ersten Momente auf deutschem Boden – Capa ist in der Nähe des Wirtschaftsweges Am Wall, etwas westlich außerhalb von Hamminkeln, gelandet.
Soldaten, deren Fallschirme sich in Bäumen verfangen haben, sind in dieser Situation fast wehrlos und durch deutschen Beschuss gefährdet.
Eine Gruppe von Offizieren sucht nach der Landung im Bereich Am Wall nach Orientierungspunkten.
Ein getöteter US-Soldat in der Nähe der Bislicher Straße, Blickrichtung Hamminkeln.
Gefangene Deutsche in der Nähe des Hofes Klump im Bereich der Bislicher Straße.
Deutsche Gefangene und US-Fallschirmjäger.
Ein getöteter Fallschirmjäger - in Blickrichtung liegt im Hintergrund der Köpenhof.
An der Bislicher Straße, im Bereich zwischen dem Wirtschaftsweg Am Wall und dem Köpenhof.
Im Leitgraben sucht ein US-Soldat Deckung.
Der Leitgraben liegt östlich des Köpenhofes.
Ab 10.30 Uhr landen Lastensegler auf der Landezone „P“ – zuvor waren dort über 2000 US-Fallschirmjäger des 513. Regiments abgesetzt worden.
Ein britischer Horsa-Lastensegler geht auf der Landezone „P“ zwischen Hamminkeln und dem Diersfordter Wald nieder.
US-Fallschirmjäger im Bereich Bislicher Straße, der Blick geht in Richtung Köpenhof.
Die Fallschirmjäger organisieren sich zu Kampfgruppen – sie wissen inzwischen, dass sie versehentlich auf der Landezone „P“ der britischen Lastensegler abgesetzt wurden.
In der ersten Phase nach der Landung stehen die Fallschirmjäger aus vielen Richtungen unter Beschuss.
Die Fallschirmjäger-Einheiten sammeln sich und bekämpfen deutsche Widerstandsnester.
Der Fotograf Robert Capa folgt den Fallschirmjägern und dokumentiert ihren Einsatz.
Fallschirmjäger nähern sich einem Hof auf der Landezone P.
Im Obstbungert des Hofes Klump.
US-Soldaten am Hof Klump.
Am Hof Klump – er ist einer von drei Höfen, die nah beieinander westlich der Straße Am Wall liegen.
Zivilisten am 24. März 1945 – zwischen Angst und Anspannung.
Die Bewohner des Hofes Klump stehen unter Bewachung.
Im Gefolge der US-Soldaten nähert sich Robert Capa nähert sich dem brennenden Stegemannshof.
Es ist inzwischen nach 12 Uhr – US-Lastensegler landen in der Umgebung des Stegemannshofes.
Die Bewohner fliehen vom brennenden Hof.
Ein getöteter Fallschirmjäger – im Hintergrund der Hof Breihahn, der östlich der Abbiegung Am Wall auf die Bislicher Straße liegt.
Ein Deutscher ergibt sich – im Bild ist auch ein britischer Soldat und im Vordergrund ein gefallener amerikanischer Fallschirmjäger.
Erste Hilfe für einen US-Fallschirmjäger.
Auf dem Bild will sich der US-Soldat Jim Hayden wiedererkannt haben, der am 24. März schwer verwundet wurde.
An einem Stallgebäude des Stegemannshofes führt ein britischer Soldat einen Gefangenen ab – rechts unten ein verwundeter deutscher Unteroffizier.
Durchsuchung der Gefangenen am Stegemannshof.
Ein deutsches Halbkettenfahrzeug am Stegemannshof.
Dieses Bild entstand am frühen Nachmittag.
Auf diesem Bild scheinen die Soldaten für Robert Capas Kamera zu posieren.
Auf diesem Bild von Capa ist das Tarnmuster der amerikanischen Fallschirme gut zu erkennen.
Am frühen Nachmittag bringt ein Amerikaner einen verwundeten Kameraden zum Truppenverbandplatz auf dem Hof Klump
Flach auf dem Boden – das ist für die meisten die bevorzugte Haltung.
Die Sanitäter können nicht in Deckung bleiben, wenn sie ihre Arbeit tun: Improvisierter Verwundetentransport zum Hof Klump.
Auf dem Westfeldweg sind drei Amerikaner unterwegs zum Truppenverbandplatz auf dem Hof Klump.
Auf der Suche nach Hilfe – auch diese beiden sind unterwegs zum Hof Klump.
US-Sanitäter haben ein Pferd angespannt, um Verwundete vom Gefechtsfeld zu holen.
Die gleiche Karre wartet auf dem Hof Klump auf den weiteren Einsatz.
Ein Blick auf den Verbandplatz am Hof Klump.
Im Garten des Hofes Klump liegen gefangene deutsche Soldaten und Zivilisten, im Hintergrund gehen US-Fallschirmjäger vor.
Eine weitere Aufnahme entstand an derselben Stelle, im Hintergrund steht ein schwerer britischer Hamilcar-Lastensegler.
Capa hielt in einer Nahaufnahme die Zivilisten fest, die gemeinsam mit den deutschen Gefangenen in Schach gehalten wurden.
Vermutlich entstand dieses Bild auch Bereich des Hofes Klump.
Die Aufnahme machte Capa auf dem Weg neben den Höfen Klump, Schawach und Wessels.
Derselbe Weg, diesmal in südlicher Blickrichtung. Neben einem zerborstenen britischen Horsa-Lastensegler machen sich die Fallschirmjäger auf den Weg ins Heiderott.
Auch diese Aufnahme entstand auf dem Weg, der heute “Zum Bislicherwald” heißt.
Capa folgt den US-Fallschirmjägern ins Heiderott. Am Westfeldweg fotografiert er die Reste eines Horsa-Lastenseglers. Der Tote ist ein britischer Luftlandesoldat.
Im Heiderott überqueren die Fallschirmjäger die Landezone “N”, die für amerikanische Waco-Lastensegler vorgesehen war. Die Hochspannungsleitung liegt östlich der Kastanienstraße.
Mut oder Übermut? Ein amerikanischer Fallschirmjäger wagt es, sich zu exponieren – im Hintergrund die Kastanienstraße.
Auf der Landezone “N” im Heiderott – der Jeep zieht eine Panzerabwehrkanone. Lastensegler konnten solche Fahrzeuge und Geschütze transportieren.
Irgendwo auf der Landezone “N” - ein schwerverletzter amerikanischer Lastenseglerpilot erhält erste Hilfe.
Der einsame Sanitätssoldat kann in dieser Situation nur wenig ausrichten.
Eine Szene auf der Landezone “N”, östlich der Kastanienstraße - fotografiert am Nachmittag des 24. März 1945. Der Blick geht Richtung Fasanenweg.
Auf dem Bleckmannshof sammeln die Amerikaner deutsche Gefangene.
Die Amerikaner haben etwas südlich des Bleckmannshofes im Heiderott einen Hauptverbandplatz eingerichtet.
Die Bewohner der umliegenden Höfe müssen sich auf Befehl der Amerikaner zum Ortmannsfeld begeben.
Die Zivilisten warten am Weg Ortmannsfeld auf weitere Anweisungen der Amerikaner.
Unter den Zivilisten sind auch Hermine Leimkühler und ihre Kinder. Dieses Foto erschien am 9. April 1945 in der US-Zeitschrift “Life”.
Capa machte einige Varianten dieses Motivs.
Die Kinder Erwin und Hilde mit ihrer Mutter Hermine Leimkühler.
24. März 1945 – an diesem Samstag war die Hamminkelner Bevölkerung dem Kriegsgeschehen ausgeliefert.
Die größte Gefahr scheint vorüber zu sein – doch die Schrecken der vorangegangenen Stunden sind nicht vergessen.
Robert Capa schildert seinen Einsatz bei der Luftlandung - dieser Artikel erschien am 2. April 1945 im US-Magazin „Time“.
Vietnam 1954 – dies ist das letzte Foto, das Robert Capa in seinem Leben aufnahm. Kurze Zeit später trat er auf eine Mine und wurde getötet.
Robert Capas Grab liegt in etwa 70 Kilometer nördlich von New York City in Yorktown Heights, Westchester County.